Am 19.02.2017 gab Duke Garwood ein Konzert im Privatclub in Berlin-Kreuzberg. Kennengelernt hatte ich ihn im Vorprogramm von Mark Lanegan im Postbahnhof (17.02.2015). Ein leicht schratig wirkender Mann mit zurückgekämmter Mähne kam auf die Bühne, begleitet vom Schlagzeuger Paul May. Bukowski und Stacy Keach ;-).
Versunkenheit, Behutsamkeit und eine unterschwellige Intensität beschreiben für mich diesen Auftritt. Verglichen mit Lanegan allerdings fast schon extrovertiert, denn die beiden ließen sich immerhin beleuchten, während der überwiegend im Dunkeln stehen blieb.
Duke Garwoods Musik spielt in einer besonderen Nische. Klar bestimmt seine Gitarre die Marschrichtung. Ich bin leider kein Musiker und kann ‚fachlich‘ wenig Erhellendes beitragen. Obwohl er sicher ein meisterlicher Gitarrist ist, stellt sein Spiel keine ‚Virtuosität‘ aus. Darin erinnert er mich an Chris Whitley, auch im Erzeugen dieser besonderen Stimmung sehe ich Parallelen: melancholisch, fatalistisch, dunkel, dabei offen und vorwärtstreibend.
Das Konzert hat mir sehr gut gefallen. Der „Sound-Mensch“ brauchte zwar eine halbe Stunde, bis er die doch sehr zurückgenommene Sangesperformance („He gives me nothing, he just sings to himself“) mit den überwiegend elektrischen Instrumenten soweit in Übereinstimmung gebracht hatte, dass dort neben/vor dem Mischpult die Soundqualität der der Alben sehr nahe kam. Nochmal ein Kompliment dafür!
Diesmal standen vier Musiker auf der Bühne, der Mensch vom Vorprogramm spielte Bass, und eine weitere Gitarre gab‘s. Nicht dass mehr Bewegung, mehr „Show“ gewesen wäre. Wieder einmal beeindruckte mich sehr, mit welcher Aufmerksamkeit und Achtsamkeit die Musiker miteinander umgingen. Alles sehr kontrolliert und behutsam, die größte Leidenschaft war noch im Mienenspiel von Paul May auszumachen, was teils schon in einem gewissen Kontrast zu seinem sehr zurückgenommenen Spiel stand.
Sowieso trägt er eine Menge zur Qualität der Musik bei. Mitunter hatte ich den (amateurhaften) Eindruck, er spielte in der gleichen Zeit doppelt so viele Noten (oder besser Töne?) wie die anderen. Sein federndes Schlagzeugspiel ist hauptverantwortlich für den Groove, der einen trotz fehlenden Grundtempos oft mitwippen lässt. Als Beispiel dafür möchte ich den Song „Disco Lights“ anführen, der auch vergleichsweise euphorisch aufgenommen wurde. Denn das Publikum passte sich durchaus der schüchternen Performance an.
Die Musik ist sicher nicht sehr abwechslungsreich und erfordert eine gewisse Bereitschaft, sich auf die Stimmung einzulassen. Schwäbisch gefärbte Plauderei an der Bar zeugte davon, dass das nicht immer gelingt. Abfeiern kann man beim Duke nicht so sehr. Wer aber in die Musik eintauchen konnte, wurde mit einem stimmigen, atmosphärisch dichten Konzertabend belohnt.
Zugabe
Live-Videos
- Duke Garwood live @Le Guess Who? Festival @Tivoli De Helling/ Utrecht, November 11th 2016 – YouTube
- Duke Garwood – Disco Lights – YouTube
Sonst
- Duke Garwood Homepage – Nicht viel zu sehen …
- Wikipedia-Eintrag (EN)